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Interview mit Freerunner Jason Paul

Date

Oktober 14, 2020

Category

LIFE

Tags

/PEOPLE

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Running Reverse in Frankfurt

Wir freuen uns sehr darüber, ein neues Mitglied in unserer FITSEVENELEVEN-Community begrüßen zu dürfen. Wer ihn noch nicht kennt, wird ihn vermutlich jetzt häufiger bei uns im Studio sehen. Jason Paul – einen der besten Freerunner der Welt! Wir haben sofort die erste Gelegenheit genutzt und uns mit ihm unterhalten, um ein paar spannende Facts über ihn zu erfahren.

Jason Paul nutzt die Städte der Welt als seinen Spielplatz. Ob Frontflip in Frankfurt, Palmspin in Paris, Backflip in Bangkok und Tic Tac in Tokio ­– seiner Leidenschaft, dem Parkour, sind keine Grenzen gesetzt! Vor allem seine Video-Projekte sind weltweit bekannt. In seinem jüngsten Video-Clip „Running Reverse“ dreht der gebürtige Frankfurter gekonnt die Zeit zurück.

Jason Paul in Action t

Hallo Jason! Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, um uns ein paar Einblicke in Dein Leben zu gewähren. Wir haben schon einiges über Dich gelesen, interessieren uns aber noch für einige Dinge, die man so vielleicht nicht über Dich erfährt…

 

Was war der Auslöser dafür, dass Du mit Parkour angefangen hast? Hat es tatsächlich etwas damit zu tun, dass Du vorher leidenschaftlicher Gamer warst und das dann quasi in die Realität umsetzen wolltest?

Ja, ich war damals 14 Jahre alt und liebte es, als Prince of Persia um Stangen zu schwingen, in Devil May Cry an Wänden zu rennen und als Spiderman von Dach zu Dach zu springen. All diese Bewegungen haben mich schon immer fasziniert. Spätestens als ich Matrix gesehen habe wollte ich einen Wallflip lernen – aber wo kann man das lernen? Nirgends so richtig…also habe ich alle möglichen anderen Sportarten ausprobiert. Dazu gehörten Skaten, Kung Fu, Bouldern, Fußball, Capoeira und sogar ein Probetraining im Fechten. Alles war irgendwie cool, aber ich war trotzdem etwas frustriert, da ich immer noch nicht den perfekten Sport für mich gefunden hatte. Dann sah ich einen Fernsehbericht über Parkour, was damals noch ganz neu war. An Wänden rennen? Dachkanten erklimmen? An Stangen schwingen? Man kann es ohne Trainer selbst lernen? Ich war sofort überzeugt und bin noch am gleichen Tag mit meinem Kumpel rausgegangen, um die nächstbesten Wände und Tischtennisplatten unsicher zu machen.

 

Wie hast Du damals angefangen und Dir die ganzen Skills angeeignet? Von wem hast Du hauptsächlich gelernt oder hast Du Dir das meiste selbst beigebracht?

Ich habe im selben Jahr Parkour angefangen, als YouTube rauskam. Es gab also noch keine Tutorials, Kurse oder Workshops. Es gab lediglich in Online-Foren ein paar Texte, in denen die Philosophie des Sports erklärt wurde. Außerdem konnte man sich Parkour-Videos mit französischer Rap-Musik herunterladen. Diese hatten allerdings nur eine gefühlte 4-Pixel Auflösung. Die 4 Pixel haben wir uns Bild für Bild angeschaut und diskutiert, wie der Trick funktioniert. Der beste Coach war für mich aber immer die alte DV-Kamera von meinem Dad. Mit ihr habe ich stets mein eigenes Training gefilmt und anschließend Zuhause die Resultate mit den französischen Videos abgeglichen. So wurde nach und nach die Technik optimiert.

Jason Paul in Action t

Wann und wie kam es dazu, dass Du mit Red Bull und GoPro zusammenarbeitest? 

Nach 4 Jahren Training wurde ich zum ersten Mal zu einem Contest eingeladen, weil eines meiner Parkour-Videos 70 Tausend Views erreicht hat. Damals war das noch sehr viel. Der Contest war direkt eine Weltmeisterschaft in London und die zweite Weltmeisterschaft in der Geschichte des Parkours überhaupt. Ich hatte einen guten Tag und schaffte es gerade so aufs Podium. Der dritte Platz öffnete mir die Türen für weitere Contests. Anschließend wurde ich zum Red Bull Art of Motion eingeladen und habe dort den 2. Platz erreicht. Im Folgejahr bin ich sogar Erster geworden. Daraus entwickelte sich dann mit der Zeit eine enge Zusammenarbeit mit Red Bull.

Das Filmen hat mich schon immer interessiert. Die Kamera meines Dad’s wurde von mir sowieso immer zum Training mitgeschleppt. Von Zeit zu Zeit wurden die ursprünglichen Analysevideos kreativer. Ich lernte mit verschiedenen Objektiven und Schnittprogrammen umzugehen. Mein Ziel war immer, den Parkour-Lifestyle so cool kommunizieren zu können, wie es sich für mich angefühlt hat und natürlich die eigenen Tricks besonders cool aussehen zu lassen! So kam es schließlich zu einer Zusammenarbeit mit GoPro…

 

Du bist ja Teil des Creative Teams von Farang, was ist das Besondere an Eurem Fashion-Label?

Unser Anspruch ist es, lässige Klamotten, wie z.B Jeans, Schuhe oder Hoodies zu machen, die perfekt zu Parkour passen. Das heißt, man muss sich komplett frei bewegen können, die Stoffe müssen einiges aushalten und gleichzeitig soll das Ganze alltagstauglich sein. Wenn man Farang trägt, sieht man nicht unbedingt aus, als würde man jetzt zum Sport gehen, aber dank der flexiblen Denim-Stoffe ist man immer ready to go. Mit dem Profit sponsern wir Parkour-Athleten, mit denen wir dann Videos und Tutorials filmen, Podcasts aufnehmen und Artikel für die Community schreiben. Dabei kommt alles aus unserer Hand – von Parkour-Athleten für die Parkour-Szene!

 

Wie viel Zeit nimmst Du Dir für Deine Leidenschaft, das Fotografieren? Hast Du da regelmäßig Projekte oder läuft das nur so nebenbei? Fotografierst Du generell gerne oder liegt der Fokus hier hauptsächlich auf dem Fotografieren von Freerunnern? 

Ich fotografiere generell sehr gerne und kann mir vorstellen, damit mal mehr zu machen, falls ich irgendwann weniger vor der Kamera sein möchte. Im Moment komme ich leider nicht so oft dazu, wie ich möchte, aber wenn, dann auf jeden Fall Parkour-Fotos!

 

Wie sieht ein typischer Alltag bei Dir aus? 

Meine Freundin und ich arbeiten beide, weshalb ich morgens immer zuerst unsere Tochter Frida auf ein kleines Abenteuer zum Spielplatz oder in die Frankfurter City mitnehme. Gegen 13 Uhr wird es dann Zeit für Frida’s Mittagsschlaf. In der Zeit arbeite ich dann. Wie meine Arbeit aussieht, ist immer unterschiedlich. Manchmal designe ich Klamotten für Farang, schneide ein Video, kümmere mich um meine E-Mails und dann ist irgendwann Zeit für das Training. Bei Sonnenschein geht es mit der Frankfurter Community nach draußen, die Stadt unsicher machen und bei Regen eher in die Halle oder zu Euch ins Studio. Meistens vertiefe ich mich dann so sehr in die Bewegungen, dass ich erst spät abends nach Hause komme. Ich kann es kaum erwarten, bis meine Tochter mit zum Training kommen kann, aber das dauert vermutlich noch ein Jahr…

Jason Paul in Frankfurt t

Bist Du aktuell immer noch so viel am Reisen? Wo hältst Du Dich am liebsten auf? 

Für mich fühlt sich Bangkok wie ein zweites Zuhause an. Dorthin flüchte ich meistens für ein paar Monate, um den deutschen Winter zu überbrücken. Mein absolutes Lieblingsland ist Japan. Da wollten wir dieses Jahr auch wieder für 3 Monate hin. Allerdings kam dann Corona dazwischen, weshalb wir uns dazu entschieden haben, hier zu bleiben. Aber ich muss zugeben, ich habe das erste Mal seit Jahren wieder eine richtige Routine und genieße es gerade total hier zu sein. Meinem Training tut das auch gut. Ich schätze, dass mich jedoch in 2 Jahren wieder die Reiselust packt – bis dahin gibt es in Deutschland noch mehr als genug zu erkunden!

 

Wie sieht ein typisches Training bei Dir aus, wenn Du z.B. bei uns im FITSEVENELEVEN-Club trainierst?

Ich komme eigentlich nur für die Sauna! Spaß beiseite – ich komme, um ergänzend zum Parkour ein bisschen Krafttraining zu machen. Ich mache dafür ganz klassische Übungen wie z.B. Liegestütz, Klimmzüge, Kniebeugen und Handstände. Keine Geräte und so gut wie gar keine Gewichte. Mir machen Gewichte zwar viel Spaß, allerdings nehme ich bei meinem Körpertyp zu schnell an Masse zu. Für Parkour ist es wichtig, eher leichtfüßig zu bleiben. Dann habe ich noch eine lange Liste an Workouts, Dehnübungen und BlackRoll-Quälereien von meinem Trainer, um Dysbalancen auszugleichen und Verletzungen durch Verschleiß vorzubeugen. Ich bin jetzt fast 30 Jahre alt und habe vor, mein hohes Level im Parkour beizubehalten – da sind gewisse Übungen zur Prävention essentiell! Ausdauertraining habe ich bereits durch Parkour. Wenn ich besonders motiviert bin, mache ich manchmal noch etwas Seilspringen. Die Laufbänder sehe ich immer nur kurz auf dem Weg zur Sauna und bin da auch ganz froh drum.

 

In welchem FITSEVENELEVEN trainierst Du meistens und wie sind Deine ersten Eindrücke von FITSEVENELEVEN? 

Ich gehe meistens zum neuen FITSEVENELEVEN in Niederrad. Da ich in der Ecke aufgewachsen bin, sehe ich ständig bekannte Gesichter im Gym, wodurch sich das Ganze sehr familiär anfühlt. Für mich hat Sport schon immer etwas mit der Community zu tun und deshalb fühl‘ ich mich in Niederrad sehr wohl.

Jason Paul während einem Dreht

Hast Du hilfreiche Tipps, die Du Anfängern im Hinblick auf Parkour mit auf den Weg geben möchtest? 

Für den Anfang ist es gut, ein bestimmtes Fitnesslevel als Basis zu haben. Das heißt, man sollte bestenfalls 1-4 Klimmzüge können, kein Übergewicht haben und etwas springen können. Das macht es einfacher. Man kann aber natürlich auch von Null starten. Wichtig sind lässige Klamotten, in denen man sich frei bewegen kann. Im Hinblick auf das richtige Schuhwerk ist eine flache und bewegliche Sohle für den Anfang am besten – wichtig ist dabei eine durchgehende Gummisohle. Eure alten eingelaufenen Chucks oder Vans sind eine gute Wahl! Dann gar nicht viel überlegen und einfach vor die Tür gehen, die nächste Mauer oder ein Geländer suchen und dann ohne Plan hochklettern oder drüber springen. Für den Anfang finde ich es wichtig, sich daran zu erinnern, wie man als Kind die Umgebung erkundet hat. Wo kommt man hoch, drunter durch oder drüber? Wenn das dann Spaß gemacht hat kann man sich auf YouTube eines der unzähligen Parkour-Tutorials anschauen oder online nach einem Kurs oder einer Gruppe in der Gegend suchen.

 

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Fotos: Emily Dyan Ibarra (www.ediphotoeye.com, @ediphotoeye)