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Über das Phänomen der selbstinitiierten Sportchallenges

Date

April 24, 2020

Category

LIFE

Tags

/PEOPLE

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Wettkampf im kleinen Kreis

Trotz der strengen Ausgangssperre in seinem Heimatland absolvierte der Franzose Elisha Nochomovitz einen Marathon. Der Ort des Geschehens: Sein Balkon. Wie ein Hamster im Käfig lief er insgesamt 6.027 Mal 7 Meter hin und her, ohne Pause, 6 Stunden und 48 Minuten lang. Als leidenschaftlicher Hobbyläufer wollte er sich selbst beweisen, dass er die Distanz noch schaffen kann. „Es ging darum, eine verrückte Challenge zu starten und Humor reinzubringen, um die Situation zu entdramatisieren.“ Der Lauf mit seinen vielen Wendungen blieb jedoch nicht ganz ohne Folgen. „Alles dreht sich in meinem Kopf und ich möchte mich übergeben“, schrieb der Hobbyläufer nach den zurückgelegten 42,195 Kilometern auf seinem Instagram-Account. Vermutlich gerade deswegen überschlug sich das Medienecho nur so vor Bewunderung.

Elisha Nochomovitz ist überglücklich über den auf seinem Balkon absolvierten Marathont

Noch mehr Aufsehen erregte der 99-jährige Tom Moore, genannt Captain Tom. Ursprünglich wollte der Kriegsveteran 1.000 Pfund für die Wohltätigkeitsorganisation des britischen Gesundheitssystems NHS und die Bekämpfung des Corona-Virus sammeln – ein bescheidenes Ziel. Am 8. April startete er dazu einen Gartenspaziergang, bei dem er etappenweise sein Ziel von insgesamt 100 Runden mit seinem Rollator erlaufen wollte, aber so lange weiterlaufen würde, bis sein Spendenziel schließlich erreicht wäre. „Ich werde bei jedem Wetter weitergehen“, sagte Moore damals. Weit höher als ursprünglich vorgenommen erlief Captain Tom eine unfassbare Spendensumme in Höhe von mehr als 3 Millionen Euro und wurde damit zum echten Helden in dieser schweren Zeit. „Die Sonne wird wieder auf euch scheinen und die Wolken werden wegziehen“, prophezeit Captain Tom hoffnungsvoll.

 

Aber nicht nur Wettkämpfe gegen sich selbst, sondern auch gegen andere sind möglich. Beim Quarantine Backyard Ultra trafen sich 2.300 Läufer aus über 50 Nationen virtuell, um auszufechten, wer am längsten durchhält. Die Idee hatte Ultraläufer Dave Proctor, der seinen geplanten Lauf quer durch Kanada nach monatelanger Vorbereitung enttäuscht absagen musste: „COVID-19 verhinderte das Reisen und öffentliche Versammlungen, doch wir fanden einen Weg, innerhalb von zwei Wochen das zweitgrößte Ultra-Rennen der Geschichte mit dem stärksten Elite-Feld, das je versammelt war, zu schaffen.“ Im Gegensatz zu regulären Ultramarathons mit festgelegten Distanzen von 100 oder 200 km, war der Backyard Ultra ein Rennen ohne Enddistanz. Sieger wurde der Last Man Standing, Michael Wardian, der durch seine Nachbarschaft in Arlington im US-Bundesstaat Virginia lief. Nachdem sich der vorletzte Teilnehmer vom Live Stream verabschiedete, war Wardian der rechtmäßige Sieger der goldenen Toilettenpapierrolle nach insgesamt 63 Stunden.

Mike Wardian erreichte nach 63 Stunden das Zielt

All diese selbstinitiierten Wettläufe zeugen von der immensen Kreativität, das Beste aus der Situation zu machen und dabei Gutes zu tun, sei es nur für sich oder auch für andere. Anders als bei Profi-Events sind die eigens erdachten Challenges ganz unverkrampft und nahbar. Sie zeigen uns, dass jeder seine persönlichen Ziele erreichen kann.

 

Auch die Profis halten sich fit. Olympiasieger und dreifacher IRONMAN Jan Frodeno absolvierte unlängst einen Triathlon in seinem Haus in Spanien. Erfahre mehr.

 

 

Bildnachweis:
Elisha Nochwitz, 02.04.2020, fotografiert von Rémi Benoit (@rmixer), Kolorierung; alle Rechte vorbehalten
Michael Wardian, 06.04.2020, Koloriering; alle Rechte vorbehalten