Über die außergewöhnlichsten Sportler der Welt
Es gibt Persönlichkeiten in der Sportwelt, die Herausragendes geleistet haben. Entweder durch Leistungen und Auszeichnungen, Rekorde, durch soziales Engagement oder einfach durch skurrile und ungewöhnliche Geschichten. Einige der Namen sind weltbekannt, andere hört Ihr vielleicht zum ersten Mal. Wir stellen Euch im Laufe dieser Serie ein paar von diesen Menschen vor: zur Inspiration, zum Allgemeinwissen oder einfach für die Freude am Sport.
Mit Zorn und Ehrgeiz
Ali wurde am 17. Januar 1942 als Cassius Marcellus Clay Jr. in Louisville/Kentucky geboren – benannt nach einem Politiker und Sklaverei-Gegners aus dem 19. Jahrhundert. In ärmlichen Verhältnissen aufwachsend startete er bereits recht früh seine Box-Karriere, als er sich im Alter von 12 Jahren zum ersten Training anmeldete – aus Wut, weil jemand ihm sein Fahrrad gestohlen hatte. Ein weiterer emotionaler Ansporn und gleichzeitig Ventil für den jungen Sportler war seine Frustration über die in den USA noch geltenden Rassentrennungen zwischen Weißen und Schwarzen. Mit 16 verließ der rebellische Cassius schließlich die Schule; zum einen wegen schlechter Leistungen, aber vor allem, weil er sich weiterhin nur auf das Boxen konzentrieren wollte. Nach wenigen Jahren und vielen örtlichen Amateurtiteln wurde er schließlich 1960 in Rom Olympiasieger und startete seine Profi-Karriere.
Keine Spur von Bescheidenheit
Im Jahr 1964 bekam der damals 22-Jährige seine ganz große Chance: Nach 19 Siegen in Folge trat er gegen den damaligen Weltmeister Sonny Liston an. Da es Clay noch nie an Selbstbewusstsein gemangelt hatte und Bescheidenheit eher ein Fremdwort für ihn war, zog er noch vor dem großen Kampf gleich die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Er beschimpfte Liston immer wieder als „hässlichen Bären“, und provozierte ihn, wo es nur ging: „Liston ist gut, aber nach acht Runden fällt er.“, so Cassius Clay. Inspiriert wurde der junge Boxer nach eigenen Aussagen durch den Wrestler und Show-Bösewicht „Gorgeous“ George Wagner, den er nur zu gerne nachahmte. Viel Eindruck konnte er allerdings im Vorfeld noch nicht damit schinden, da die Wettquote gegen ihn eher vernichtend war. Trotzdem gelang dem Jungstar an diesem Abend etwas Unglaubliches, was später als „größte Sensation der Boxgeschichte“ bezeichnet wurde: Clay hatte den amtierenden Champion bereits nach sechs Runden so weit in die Seile verwiesen, dass Liston gedemütigt aufgab.
Nach angeblichen Gerüchten über unfaire Tricks und präparierte Handschuhe Listons, hatte Clay nun noch mehr Rückenwind und lobte sich gleich selbst: „Ich bin der beste Kämpfer aller Zeiten. Und gerade erst 22. Ich muss der Größte sein. Ich bin der König der Welt. Ich bin schön.“
Ein Name, eine Legende
Gerade mal zwei Tage später setzte der neue Champion ein symbolisches Zeichen und verkündete seine Konvertierung zum Islam. Er wollte seinen „Sklavennamen“ Cassius Clay ablegen und nannte sich fortan Muhammad Ali.
1965 gab es noch eine berühmte, sportgeschichtliche Begenung: Es kam es zum Rückkampf gegen Liston. Gerade mal nach 105 Sekunden traf diesen der sogenannte „Phantom Punch“ – ein vom Publikum kaum bemerkter Schlag an Schläfe oder Kiefer – und schickte Liston auf die Bretter. So entstand auch das berühmteste Foto Muhammed Alis von Fotograf Neil Leifer, in dem der Weltmeister den ausgeknockten Liston aufforderte wieder aufzustehen. Es gab Gerüchte, dass der Kampf zwischen dem unzerstörbaren Liston und der Mafia abgesprochen gewesen sei; dies wurde aber nie bestätigt.
Ali verteidigte den Titel noch acht weitere Male, bevor er die nächste große politische Botschaft sandte: Den Wehrdienst in der amerikanischen Armee, den er eigentlich hätte leisten müssen, verweigerte er unter Verweis auf seinen Glauben und seine politischen Überzeugungen gegen den Vietnamkrieg: „Ich werde nicht 10.000 Meilen von zu Hause entfernt helfen, eine andere arme Nation zu ermorden, nur um die Vorherrschaft weißer Sklavenherren über die dunkleren Völker der Welt sichern zu helfen“. Als direkte Reaktion wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt – wobei er gegen Kaution auf freiem Fuß blieb. Die Boxlizenz wurde ihm entzogen, und der Weltmeistertitel war damit ebenso verloren. Den Verzicht auf Titel und Rum im Gegenzug für seine Überzeugungen brachten ihm dafür großen Respekt bei schwarzen Bürgerrechtlern wie Malcolm X und Martin Luther King ein.
In der Zwischenzeit übernahm der ungeschlagene „Smokin’“ Joe Frazier den Weltmeistertitel. Als Ali wieder in den Boxsport zurückkehren durfte, kam es zum großen Duell zwischen den beiden unbesiegten Weltmeistern – im „Fight of the Century“, dem Kampf des Jahrhunderts im Madison Square Garden. Obwohl Ali sich über die gesamte Zeit im Ring retten konnte, verlor er dennoch gegen Frazier nach Punkten.
Rumble in the Jungle
Drei Jahre lang musste Ali auf seine nächste Chance auf den Thron warten, boxte währenddessen gegen Kontrahenten wie Ken Norton, Patterson und den Deutschen Jürgen Blin. Schließlich folgte der legendäre „Rumble in the Jungle“ gegen George Foreman, der Frazier inzwischen den Weltmeistertitel wieder abgenommen hatte. Ausgetragen wurde das inzwischen kulturgeschichtliche Duell in Kinshasa im damaligen afrikanischen Staat Zaire. Vor über 100.000 Zuschauern – das größte Sportereignis Afrikas. Muhammad Ali ging wie zu Beginn seiner Karriere wieder als klarer Außenseiter in den Kampf, denn der sieben Jahre jüngere Herausforderer „Big George“ galt als unschlagbare Kampfmaschine.
Zur Überraschung aller holte Muhammed Ali sich jedoch nach 8 Runden seinen vor Jahren aberkannten Weltmeistertitel in einem denkwürdigen Kampf zurück, dem Will Smith als dramaturgischen Höhepunkt im Spielfilm „Ali“ ein Denkmal setzte. Nachdem er George Foreman die ersten Runden seine Kraft und Ausdauer herausprügeln ließ, gelang es Ali mit ein paar schnellen Komboschlägen die achte Runde für sich zu gewinnen und schlug „Big George“ mit neun aufeinander folgenden Kopftreffern zu Boden. Der neue alte Weltmeister war wieder da.
„Thrilla in Manila“
1975, ein Jahr nach dem zweiten WM-Kampf, ließ Ali seine Rivalität mit Frazier in einem dritten Aufeinandertreffen mit ihm wieder aufleben: beim „Thrilla in Manila“ auf den Philippinen. Nach einem brutalen und mehr als zermürbenden Kampf in der nicht klimatisierten Halle warf Fraziers Trainer in der 15. Runde das Handtuch. Nach eigenen Angaben fürchtete er um Fraziers Leben. Ebenso war auch Ali heftig mitgenommen und brach nach dem Kampf mit einem Kreislaufkollaps zusammen. Er hatte 440 Treffer kassiert, die meisten am Kopf. Diese Auseinandersetzung in Manila Auftritt wird weithin als eine Ursache für seine spätere Erkrankung an Parkinson gesehen, ebenso wie auch Alis unvergleichlicher, aber gesundheitlich riskanter Kampfstil.
Die späteren Jahre
Nach den Philippinen stieg Ali noch zehnmal den Ring, erreichte aber sein altes Leistungsvermögen dennoch nie wieder zurück. 1980 verlor er seinen letzten Weltmeister-Fight gegen Larry Holmes. Nach einer schweren Niederlage gegen den Jamaikaner Trevor Berbick beendete Ali 1981 letztendlich seine Karriere. Die ersten Symptome der Parkinson-Krankheit schienen ihn zu der Zeit schon mehr und mehr beeinflusst zu haben. Im Jahr 1984 bekam Ali die einschneidende Diagnose und zog sich danach mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Einen seiner letzten großen öffentlichen und vor allem emotionalen Auftritte lieferte er 1996, als er – schon sichtlich gezeichnet – das Olympische Feuer vor den Spielen in Atlanta entzündete. 1999 wurde Muhammad Ali schließlich vom Internationalen Olympischen Komitee zum Sportler des Jahrhunderts gewählt.
Ali starb am 3. Juni 2016 in Scottsdale, Arizona. Todesursache war ein septischer Schock. Bis zuletzt blieb er jedoch seinen politischen Überzeugungen immer noch treu und bezog sogar im Wahlkampf 2016 gegen Donald Trump Position.