Wie uns das Muskelgedächtnis schnell wieder in Form bringt
Nach längerer Auszeit schnell wieder in die persönliche Höchstform und an frühere Erfolge anknüpfen? Läuft! Wiedereinsteiger, Faulpelze, Zwangspausierende – wir alle können beim Training von der „Maschine Mensch“ und ihren Fähigkeiten wunderbar profitieren!
Dank unserer klugen Muskelzellen und ihrem Memory-Effekt ist unser Körper in der Lage, die schon nach ca. 2 Wochen schwindenden Muskeln schnell wieder an frühere Trainingserfolge zu erinnern und die verlorene Masse wiederzugewinnen.
Natürlich sollte dies aber nicht als Ausrede herhalten, um Euer bisheriges Sportprogramm schleifen zu lassen. Denn wo kein Trainingsreiz, da keine positive, körperliche Anpassung – unsere Muskeln müssen ja erst einmal angelernt und kontinuierlich auf Spur gebracht werden, um sich später wieder daran zu erinnern. Klingt ja eigentlich logisch; auch für unsere Zellen.
Von Mäusen und Menschen – wie funktioniert das Muskelgedächtnis?
Nahm man lange Zeit an, dass der Memory-Effekt der Muskeln nur auf die reine Motorik zurückgeht – nämlich, dass die Erinnerung an frühere Bewegungsabläufe das wieder aufgenommene Training effektiver machen (wie beim Radfahren) – so bietet die Wissenschaft hierzu neuerdings zwei weitere Erklärungsansätze.
Zum einen fanden britische Forscher heraus, dass der Memory-Effekt auch molekulare Ursachen in der DNA hat, indem die Arbeit bestimmter Gene reguliert, aber das Erbgut an sich nicht verändert wird. Laut Untersuchungen von verschiedenen Testpersonen der Studie wurden in den Bindungsstellen der DNA bestimmte Marker und Anlagerungen beim Muskeltraining entfernt oder abgekoppelt. Während der Zeit, in der die Versuchs-Sportler nicht trainierten, blieben diese Bindungsstellen quasi offen und unverändert – einfach gesagt: Der Trainingszustand von vorher wurde molekular abgespeichert und war wieder abrufbar.
Eine zweite Forschungsstudie aus Norwegen versucht die Gedächtnisfähigkeit mit der Anzahl der Zellkerne zu erklären. Anhand von steroid-gedopten und normalen Mäusen wurde verglichen, wie sich die Anzahl von Zellkernen in den Muskelfasern während der Belastungs- und Ruhephasen verhielt. Bei den „trainierten“ Mäusen bauten sich viel mehr Zellkerne in den Fasern auf, um die Muskeln wachsen zu lassen. Nach einer längeren Belastungspause blieb die Anzahl der Zellkerne jedoch weiterhin hoch: Auch hier wird sich also auf zellularer Ebene an das frühere Training erinnert. Ob dies jedoch auch auf den Menschen genauso zutrifft, ist noch nicht wirklich nachgewiesen.
Wie kann ich den Memory-Effekt für mich nutzen?
Beruhigend zu wissen ist ja, dass frühere Mühen und Anstrengungen nicht vollkommen umsonst waren, wenn wir längere Zeit mal aussetzen müssen! Diese Funktion hilft zwar ungemein, seine alte Form wiederzubekommen, aber natürlich spielen auch andere Faktoren zusätzlich eine wichtige Rolle.
Bei Wiederaufnahme des Trainings nicht gleich auf volle Power setzen, sondern lieber erst einmal mit der Hälfte der alten Leistung starten.
Achtet dabei auch auf regelmäßige Ruhephasen und nehmt bei der Nahrung ausreichend Proteine zu Euch. Geräucherter Lachs, Erdnüsse oder Roastbeef eignen sich zum Beispiel hervorragend!
Klar ist aber, je jünger man ist, desto länger bleibt das Muskelgedächtnis in den Zellen frisch! Je älter wir werden, umso schwächer werden unsere Zellen nämlich… Hört also auf Euren Körper und überfordert Euch nach längerer Pause nicht gleich. Denn „Der Muskel wächst in der Regeneration“... Solltet Ihr früher aber schon viel trainiert haben, wächst die Muskelmasse deutlich schneller als bei jedem Neueinsteiger. Je nach Fitnesslevel und Vorerfahrung kann man sagen, dass die alte Leistung nach 3-6 Monaten diszipliniertem und kontinuierlichen Training wiederhergestellt sein dürfte. Welcome back!